Samstag, 18. September 2010

Spiegelblau



Wie hattest du mich immer genannt? Kleines. Wie vermisse ich deine Stimme. Deine zärtlichen Hände. Wie vermisse ich die stundenlange Gespräche. Leises philosophieren. Dein Blick in weite Fernen geheftet. Antworten auf die großen Fragen suchend. Und ich wußte, das du bald wieder sagen würdest das nicht mehr viel Zeit sei. Ich vermisse deinen Blick. Fast entschuldigend dafür. Mir blieb nichts, als meine Hände in dein silbriges Haar zu flechten, um dich zu halten. Wie oft hattest du mir gesagt ich wäre doch so jung. Ich solle nicht warten bis deine Zeit gekommen wäre. Und gleichzeitig hast du mich still um Hilfe angeschrien. Dafür liebte ich dich. Ich liebte dich wie mein Leben. Wieso fühltest du dich schuldig, wenn du mir sagtest, es täte dir leid, dass du mit meinen Freunden nicht zurechtkommen würdest. Junges Volk hast du sie genannt. Meinesgleichen. Oft wolltest du mich ganz zu ihnen schicken. Meine Zeit wäre dort besser aufgehoben. Du meintest mein Blick würde auf deinen ausgemergelten Körper schmerzen. Und oft sagte ich gar nichts. Schaute dich nur an. Wollte das du über anderes sprichst. Über das Weltall. Oder über Bilder, die du so liebtest. Wollte nicht das die Pausen länger wurden, weil dir die Luft fehlte. Manchmal habe ich dich dafür gehasst. Wieso konntest du nichts dagegen tun? Warum nicht dagegen? Dich schweigen zu sehen, trieb mich weiter in dunkle Gedanken. Gedanken des Unterschiedes in Jahre gemeißelt. Ich hätte meine Haut getauscht um dich einzuholen. Wie dein helles Haar zu sein. Nur nicht so lang ohne deine Stimme sein, ohne deine Augen in meine geheftet.
Dort warst du jung. Und versuchtest wieder und wieder mich damit einzufangen, abzulenken von den Erhebungen in deiner Haut, die dich langsam von innen her fraßen. Gierig an deinen Körper nagten um deine Seele freizuschälen. Dem Licht entgegen wie du immer mit einem leisen Lächeln sagtest. Ich liebte dich für deine Zuversicht. Mir die Angst nehmend. Ich liebte dich für deinen Kampf gegen den Schmerz. Um mir Worte zu schenken. Um es mir leichter zu machen.
Und wieder lasse ich dir Blumen hier. Blaue. Die mochtest du immer so gern.
Du sagtest sie waren immer deine Seelenspiegel.

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